Belagerungsburg

Die Trutzburg

Die Anlage befindet sich auf einem nach Nordwest vorspringenden Berghang und ist mit seinen steilen Hangseiten nach Nord, Nordwest und West deutlich gegen den Wildenstein gerichtet. Es handelte sich um einen Holzturm mit Palisade auf einem Terrain von 20m mal 27m mit einem ca. 4m breiten Umfassungsgraben. Um den Graben wiederum läuft ein ca. 3m breiter Wall.

Das wehrhafte Element einer solchen Belagerungsburg bestand aus der Plattform des Holzturmes, die Wurfgeschütze wie die Blide (bis 400m Schußweite) und größere startionäre Armbrüste (Schußweite ca. 500m bei 8cm durchmessenden Steinkugeln) trugen. Die erhöhte Lage ermöglichte eine gute Beobachtung der Burg und gewährte eine bessere Durchschlagskraft bzw. Wurfweite der Geschosse.

Zum Vergleich:

  • Belagerungsburg vor Rannenberg: 35m mal 25m mit rechteckigem Grundriss, 3m breitem Graben und 2,5m breitem Vorwall
  • Belagerungsburg „Blideneck“ vor Rheinberg: ca. 35m mal 22m mitrechteckigem Grundriss und ca. 15m breitem Halsgraben. (Blideneck wurde etwa bis 1285 als eigenständige Burg benutzt und mit einem gemauerten Bering und verbreitertem Graben versehen).
  • Belagerungsburg „Aachener Schanze“ bei Reinberg: ca. 23m mal 22m mit rechteckigem Grundriss und ca. 7m bis 8m breitem Graben.

Weitere Gesichtspunkte für den Bau einer Gegenburg:

  • Schaffung eines sicheren und witterungsbeständigen Zufluchtsort für die Belagerungstruppen
  • Psychologischer Effekt der direkten und sichtbaren Bedrohung
  • Abschneiden der Burg vom Hinterland durch Anlegen der Trutzburg bei den Zugangswegen
  • In der Umgebung der Burg wurde eine Blidenkugel gefunden, die ca. 40cm Durchmesser hat

Erklärungen:

(Quelle: Wikipedia)

Palisade

Palisaden (frz. palissade, ital. palizzata, lat. palus „Pfahl”) sind 20-30 cm starke, 3-4 m lange, oben zugespitzte Pfähle. Sie werden in der Befestigungskunst als Hindernismittel mit Zwischenräumen von 6-8 cm etwa 1 m tief eingegraben und in der Erde durch eine Grundschwelle, am oberen Ende durch eine aufgenagelte Latte verbunden. Verteidigungspalisaden sollen gegen feindliches Gewehrfeuer decken und die Abgabe eigenen Feuers ermöglichen. Man setzt je drei Hölzer dicht nebeneinander und lässt dann eine Lücke von 8-10 cm, die bis zur Anschlagshöhe durch eine schwächere Brustpalisade gefüllt wird. Zur Deckung gegen Feuer schüttet man gegen die Palisade von außen bis zur Schartenhöhe Erde an aus einem Spitzgraben, der zugleich die Benutzung der Scharten von außen erschwert. Verteidigungspalisaden wendet man an zum Schluss der Kehle offener Feldwerke, bei der Ortsverteidigung, ja selbst im freien Feld in Gestalt von runden, sogenannten Tambours, z. B. zur Deckung einzelner Feldwachen gegen Überfall durch Kavallerie. Im Orient trifft man oft Ortsbefestigungen, wo Palisaden die äußere Brustwehrböschung bilden und ein Erdwall dahinter angeschüttet ist (Palanken).

Gegenburg

Oftmals Hügelburg, die mit Holzpalisaden geschützt als Unterschlupf für Belagerer diente.

Blide

Das Trebuchet, auch Tribok oder Blide genannt, war die größte und präziseste Wurfwaffe unter den mittelalterlichen Belagerungsmaschinen. Sie funktioniert nach dem Prinzip des Hebelwurfs. Die Maschine bestand fast vollständig aus Holz und war transportabel, meist wurde sie aber zerlegt und direkt vor Ort errichtet. Der lange Hebelarm des Trebuchet wird durch ein Gewicht auf der kurzen Armseite bewegt. Durch die bewegliche Aufhängung des Gewichts erhöht man die Wucht des Wurfes. An der langen Armseite befindet sich eine Schlinge, in der sich das Geschoss befindet. Es gab auch Trebuchets mit fest angebrachtem Gegengewicht, teilweise mit beweglichem Gegengewicht oder Seilzug ergänzt. Die Wurfweite wurde durch Verändern der Schlingenlänge und / oder des Gegengewichtes justiert. Durch den sehr langen Wurfarm (vier- bis sechsmal so lang wie der kurze Arm) konnte man mehrere Zentner schwere Steine je nach Quelle 200-500 Meter weit schleudern. Für damalige Verhältnisse eine äußerst große Reichweite, (Langbogen erreichten gezielt etwa 200 m) bei besonders durchschlagskräftiger Munition, (andere Katapulte konnten nicht annähernd so viel Gewicht schleudern). Es wurden, wie mit anderen Wurfwaffen auch, oft zusätzlich Materialien wie z.B. Fäkalien oder Kadaver geschleudert (zumeist in der Absicht, Nahrungsvorräte belagerter Städte zu verunreinigen oder Krankheiten der als Wurfgeschoss verwendeten toten Tiere auf die belagerten Menschen zu übertragen).

Armbrust

Seit ungefähr 1200 erlebte die schon im Altertum bekannte, aber im Frühmittelalter in Vergessenheit geratene Armbrust eine Renaissance. Der Name der mittelalterlichen Schußwaffe geht auf das mittelhochdeutsche armbrust zurück, das im 12. Jahrhundert durch volksetymologische Umbildung nach ‚Arm‘ und ‚Brust‘ aus dem mittellateinischen arbalista entstand. Dieses Wort wiederum geht auf das lateinische arcuballista zurück. Diese war im Altertum eine Bogenschleuder, die als Handwaffe getragen oder auf Rädern fortbewegt werden konnte. Zwischen dem 5. und 10. Jahrhundert geriet die Armbrust in Mitteleuropa in Vergessenheit. Die Kreuzritter hatten mit dieser Waffe äußerst schmerzliche Erfahrungen gemacht. Mit der Armbrust konnten Bolzen, Pfeile sowie Stein- und Bleikugeln abgeschossen werden. Da Bolzen und Pfeile Rüstungen durchschlugen, war die Armbrust bei den Rittern verpönt. Die Tatsache, dass einfache Fußsoldaten mit Hilfe der Armbrust Ritter vom Pferd holen und besiegen konnten, scheint die massiven Vorbehalte der Ritterschaft gegen diese Waffe geschürt zu haben. Trotz der bekannten Vorteile war die Armbrust bei den Rittern als unhöfisch und heimtückisch geächtet. Die schlachtentscheidende Bedeutung der Armbrust- und Bogenschützen war schon bei der Eroberung Englands durch die Normannen (1066) offenbar geworden. Armbrust sowie Pfeil und Bogen (Waffe) kommen in der höfischen Dichtung nur dort vor, wo eine unritterliche Kampfweise geschildert wird, so etwa im Parzival des Wolfram von Eschenbach. Als die Kirchenleitung Partei für ihre adligen Standesgenossen ergriff und die Armbrüste verbot, ging es wohl weniger darum eine gefährliche Waffe moralisch zu verwerfen als vielmehr darum, sie dem gemeinen Volk aus der Hand zu nehmen. Die Verwendung der Armbrust in Kriegssituationen wurde im Jahr 1139 auf dem Zweiten lateranischen Konzil unter Strafe gestellt: „Wir verbieten weiterhin unter Androhung des Bannfluchs, dass die tödliche und Gott widerwärtige Kunst der Armbrustschützen und Bogenschützen gegen Christen und Gläubige angewandt wird“. Interessanterweise gab es zwischen 1138 und 1143 keinen einhellig gewählten Papst. Wer Urheber dieser Weisung war bleibt somit im Dunkeln. Verdrängen ließ sich die vorteilhafte Waffe aber trotzdem nicht. Beim Fußvolk erfreuten sich Armbrüste großer Beliebtheit, weil sie handlicher waren als Pfeil und Bogen (Waffe) und auch auf engstem Raum eingesetzt werden konnten. Zudem ließ sich mit ihnen besser zielen und treffen. Vor allem für die Verteidiger einer Burg, die auf den Wällen und Wehrgängen wenige Platz hatten, waren Armbrüste eine ideale Waffe. Erst im 15./16. Jahrhundert wurde die Armbrust allmählich durch die Feuerwaffen verdrängt. Offiziell schaffte Kaiser Maximilian (1486-1519), der letzte Ritter, im Jahr 1507 die Armbrust als Kriegswaffe ab. Im Mittelalter waren verschiedene Arten von Armbrüsten bekannt, deren Bezeichnung sich zumeist auf die Vorrichtung des Spannens bezog. Es gab die Hakenarmbrust, die Winden- und Zahnradarmbrust, die Geißfussarmbrust und Wippe. In ganz Europa verschossen die Armbrustschützen ähnliche Bolzen. Sie hatten eine rhombische Form und waren zur Stabilisierung der Flugbahn mit zwei Federn aus Holz oder Leder ausgestattet. Der Bolzen bestand aus einem hölzernen Schaft mit Eisenspitze oder war ganz aus Metall gefertigt. Die Durchschlagkraft war je nach verwendetem Bolzen und Gerät enorm. Das besonders scharfe Eisen des sog. Harnischbolzens war in der Lage, auf kurze Entfernung jede Körperrüstung zu durchdringen. Die Bolzen wurden in Köchertaschen aufbewahrt und getragen. Jagdbolzen gab es in verschiedenen Ausführungen, auch als stumpfe Kolbenbolzen, die das Tier töteten, aber nicht verletzten. Die wirkungsvolle Kampfentfernung betrug für Armbrustbolzen 30 bis 100 Meter. Bei der Halbrüstung lag die maximale Schußweite bei 330 Meter. Die Rüstung erreichte über 400 Meter. Mit der Armbrust, die im Durchschnitt 8 kg wog und eine höhere Durchschlagkraft als der Pfeil aufwies, konnte ein geübter Schütze sein Ziel auf 100 m Entfernung sicher treffen und pro Minute 1 – 2 schwere Eisenbolzen abschießen. In dieser Zeit konnte ein Bogenschütze 6 Pfeile verschießen.